Heated von Grglmrgl (sasuke x sakura) ================================================================================ Kapitel 5: Bitte ---------------- Sasuke Sakuras Kopf gab ein dumpfes Pochen von sich, als er auf den Tisch aufschlug. Ein Pochen, dass ihn aus seiner Starre löste, sodass er seinen Kopf zu Kakashi drehen konnte. Die geweiteten Augen seines alten Lehrers und der stechende Schmerz in seinen Augen verrieten ihm, dass er tatsächlich unbewusst sein Sharingan aktiviert hatte. »Du hast Sakura einem Genjutsu unterworfen«, stellte der grauhaarige Shinobi nüchtern fest und verschränkte seine Hände miteinander, »Das zählt als Angriff. Ich hoffe, du weißt, dass ich dich jetzt eigentlich festnehmen müsste.« »Ich weiß«, gab Sasuke lakonisch zurück. Sein Blick wanderte zurück zu Sakura, die ruhig atmend zu schlafen schien. Er war selten schockiert, aber jetzt, in diesem Augenblick, war er ein wenig aus der Fassung. Als Sakura eröffnet hatte, dass sie ihn tatsächlich verlassen wollte, war irgendein Schalter in seinem Kopf umgelegt worden und sein Körper hatte wie automatisiert reagiert. »Du sagtest „müsste“, woraus ich schließe, dass du es nicht tun wirst.« »Stimmt«, gestand Kakashi und betrachtete seinen ehemaligen Schüler mit Interesse, »weil ich tatsächlich glaube, dass du es nicht bewusst und mit Absicht getan hast.« »Vielleicht solltest du es trotzdem tun.« Die Blicke der beiden Männer trafen sich erneut, doch Kakashi blickte nicht länger in Sharingan, sondern in Sasukes normale, kalte Augen, die zwei schwarzen Löchern erschreckend ähnlich sahen. »Wieso ist das passiert?«, wich Kakashi seiner Aufforderung aus und stellte damit genau die Frage, die er weder ihm, noch sich selbst beantworten wollte. »Ich weiß es nicht«, antwortete er deshalb ausweichend. »Weil sie mir gesagt hat, dass sie bleibt«, dachte er bei sich und verfluchte seine frei strudelnden Gedanken dafür, dass sie nicht mehr länger seinem Befehl unterstanden. Überhaupt war in den letzten Tagen immer weniger von seiner sonst so stählernen Disziplin und Willenskraft übrig. Immer und immer öfter erwischte er sich dabei, wie er schwankte - emotional und geistig - und sich in Situationen manövrierte, denen er sonst lieber gänzlich aus dem Weg gegangen war. »Willst du mich nicht bitten, sie wieder heraus zu holen?«, fügte er gespielt gelangweilt hinzu. »Dazu besteht keine Notwendigkeit. Sakura ist ein Genie, wenn es um das Erkennen und Lösen von Genjutsus geht. Sie wird bald wieder hier sein.« In Kakashis Stimme schwang ein gewisser Stolz mit, der Sasuke die Galle hochtrieb. Dabei störte es ihn - sehr zu seinem Ärgernis - eher weniger, dass er Sasukes Genjutsu Künste entwertete, dafür aber umso mehr, dass er mit dieser Bewunderung von Sakura sprach. Doch Kakashi sollte zu allem Übel Recht behalten, denn kurz darauf schnappte Sakuras Kopf in die Luft, als hätten unsichtbare Hände kräftig an ihren Haaren gezogen. Für einige unendlich lange Sekunden wirkte sie verwirrt und sie blinzelte heftig mit ihren Augen, als müsste sie erst wieder in der Realität ankommen, doch als sie das tat, runzelte sie die Stirn und konfrontierte ihn mit einem stechenden Blick. »Das war nicht witzig«, zischte sie und lief rot an, »ich gehe jetzt und suche Naruto. Mach du mit ihm was auch immer du willst!«, fügte sie schnippisch an Kakashi gewandt hinzu. Er sollte sich erklären, sogar entschuldigen, aber seine Lippen waren wie zusammen geklebt. »Sakura, ich fürchte, das wird nicht nötig sein«, seufzte Kakashi, »Naruto kam bereits auf mich zu bezüglich dieser Sache und es ist ihm nicht gestattet, diese Aufgabe zu übernehmen.« »Dann finde jemand anderen!«, befahl Sakura autoritär und für einen Augenblick war sie das Ebenbild ihrer Lehrerin und der ehemaligen Hokage Tsunade. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass sein Ausrutscher ihm nicht geholfen hatte. Wenn Sakura vorher Zweifel an ihrer Entscheidung hatte, so stand sie nun in Stein geschrieben. Und einmal mehr beschlich ihn der Gedanke, dass es seine alleinige Schuld war. Erneut seufzte Kakashi, diesmal noch ein wenig tiefer. Ob er wohl bereute, dass er die drei jemals unter seine Fittiche genommen hatte? Bisher hatte er nur Ärger mit ihnen - und ganz besonders mit ihm selbst gehabt. »Sakura, wie wäre es, wenn du ein wenig frische Luft schnappen gehst? Ich will dir damit nicht deinen Wunsch absprechen, aber vielleicht tut dir ein wenig Abstand für ein paar Stunden ganz gut. Solange bleibe ich hier.« Der Blick, mit dem Sakura ihn bedachte, war vernichtend, wurde aber deutlich freundlicher, als sie ihn auf Kakashi richtete und wieder war da dieses Phantomjucken in seinem verlorenen Arm. Es war der Arm, mit dem er für gewöhnlich das Chidori aktiviert hatte. »Okay, danke dir, Kakashi.« Damit wandte sie sich von beiden ab und verschwand aus der Küche. Sie schenkte ihm keinen zweiten Blick mehr. Sakura Die angenehm kühle Morgenluft linderte das aggressive Pochen hinter ihren Schläfen ein wenig, wofür Sakura dankbar war. Sie wusste nicht, ob der Schmerz von Sasukes Genjutsu oder von dem ungebremsten Aufprall ihres Kopfes rührte und es kümmerte sie auch wenig. Er hatte sie einem Genjutsu unterworfen! Und das ohne auch nur einen Augenblick zu zögern! Ohne es zu merken, beschleunigten sich ihre Schritte, je mehr sich ihr Bewusstsein wieder in der Realität festigte. Mit leicht zittrigen Fingern rieb sie sich die Augen und versuchte, die Erinnerung an das Genjutsu aufzufrischen. Es hatte sich so erschreckend real angefühlt, dass Sakura zunächst wirklich gar nichts gemerkt hatte. Sie hatten auch im Genjutsu zu dritt am Tisch gesessen und sich ganz normal unterhalten. Sakura hatte beim Lösen lediglich auf ihren Instinkt reagiert, der wie mit unsichtbaren Fingern an ihr gezupft hatte, bis das Gefühl unerträglich wurde. In diesem Augenblick hatte sie die Nase von den Männern in ihrem Leben ziemlich voll. Naruto ließ sie einfach sitzen, wofür sie ihm definitiv noch eine ordentliche Predigt halten würde und Sasuke wandte einfach sein Sharingan bei ihr an! »Vielleicht ist es an der Zeit, endlich mal ein paar Dinge umzukrempeln«, murmelte sie zu sich und fing das überlegen an. Es gab nur eine Person in diesem Dorf, an die sie sich zuverlässig mit diesem Problem wenden konnte: Ihre beste Freundin Ino. & »Er hat was?« Inos Mutter warf ihrer Tochter einen warnenden Blick zu, als diese mitten im beschaulichen Blumenladen der Yamanakas das Schreien anfing. Das fruchtete auch, denn als sie weitersprach, senkte sie ihre markante Stimme deutlich. »Er hat nicht wirklich ein Genjutsu auf dich angewandt!« Die Blondine schüttelte ungläubig den Kopf, doch als Sakura keinen Versuch unternahm, den Witz als solchen zu entlarven, schlug sie sich mit der offenen Hand auf die Stirn. »Lass' uns nach oben gehen, da können wir in Ruhe quatschen.« Und ohne Sakura eine Möglichkeit zum Protest zu geben, schnappte Ino sich ihren Arm und zog stürmisch mit ihr im Schlepptau davon. Ihrer Mutter rief sie eine Entschuldigung entgegen, aber auch diese hatte kaum Zeit zum Reagieren. In ihrem Zimmer angekommen ließ Ino sich auf ihr Bett fallen und gab ihr das Zeichen, es sich gemütlich zu machen; eine Aufforderung, der Sakura gerne und ohne zu zögern nachkam. Sie stellte fest, dass Inos Einrichtungsgeschmack sich in den letzten Jahren kaum verändert hatte, sondern vielmehr... erwachsen geworden war. Noch immer beherrschten kunterbunte Farben die Atmosphäre des Raums, doch aus den einst grellen Farben waren zarte Pastelltöne geworden, die von zahllosen – zweifelsohne selbst gezüchteten – Pflanzen akzentuiert wurden. Auf dem Bett und auch auf der Couch, auf die Sakura sich fläzte, lagen weiche Tagesdecken und unzählige Kissen, von denen Sakura sich sofort eines schnappte und an die Brust presste. »Also«, begann Ino ohne Umschweife und mit einer Ernsthaftigkeit, die Sakura so nicht von ihrer Freundin gewohnt war, »noch einmal von Anfang an und alles im Detail!« Und so begann Sakura, die Ereignisse der letzten Tage herunter zu rattern, wobei sie peinlichst genau darauf achtete, sämtliche merkwürdigen Interaktionen mit Sasuke auszuklammern. Als sie in der jüngsten Vergangenheit ankam und Ino bildlich beschrieb, wie sich das Genjutsu angefühlt hatte, verfing Inos Blick sich in der Leere und es dauerte eine ganze Weile, bis sie nach Sakuras Ende der Erzählung das Wort ergriff. »Hast du wirklich vor, die Aufgabe abzutreten?«, fragte sie schließlich in die Stille herein. »Ja«, gab Sakura zurück und obwohl sie sich sicher war, zitterte ihre Stimme bei diesem einzigen Wort. Etwas, was auch Ino nicht zu entgehen schien, da sie die Lippen mitfühlend verzog. »Und wenn es kein anderer machen will? Du hattest erwähnt, dass Naruto, laut Kakashi, nicht darf und wer bleibt dann noch groß übrig?«, gab sie zu bedenken, während sie sich gedankenverloren mit den Fingern die seidigen Haare kämmte. Sakura knetete mit ihren Händen das Kissen vor ihr und dachte darüber nach. »Glaubst du, sonst würde es keiner machen?« »Soll ich ehrlich sein, Sakura?« Sie hielt inne und senkte den Blick; sie wirkte beinahe beschämt, »Ich glaube nicht, nein. Versteh' mich nicht falsch, die anderen versuchen alle ihr Bestes, Sasukes Rückkehr zu akzeptieren, aber Begeisterung sieht anders aus. Von mir hast du das jetzt nicht, aber gerade Shika ist sehr zurückhaltend bei der ganzen Sache. Du darfst nicht vergessen, dass er und andere bei dem Versuch, ihn zu retten, nur knapp dem Tod entkommen sind. Und da bleibt noch alles außen vor, was er sich in den letzten Monaten zu Schulde hat kommen lassen... auch dir gegenüber«, fügte sie leise hinzu. Natürlich hatte sie Ino davon berichtet, dass Sasuke versucht hatte, sie umzubringen, sogar zweimal und natürlich verstand Sakura ihre Bedenken diesbezüglich und trotzdem fühlte sich das alles irgendwie ungerecht an. Obwohl sie sauer auf Sasuke war, hatte sie das Bedürfnis, ihn in Schutz zu nehmen. »Ich verstehe«, sagte sie stattdessen und zupfte nervös an ihrer Unterlippe. »Aber wenn Naruto es nicht machen darf und ich es nicht machen will und auch sonst niemand sich dazu bereit erklärt, was passiert dann...?« Bedrückende Stille hing zwischen den beiden wie ein unangenehmer Geruch, der sich einfach nicht verflüchtigen wollte, denn beide wussten ganz genau, was es für Sasuke bedeuten würde, wenn sie sich seiner entsagte: Ein andauernder Besuch der Verliese von Konoha. Sakura war bereits das ein oder andere Mal dort unten gewesen, tief unter dem Berg, dessen felsige Klippe von den Gesichtern der Hokage gerahmt wurde. Es war kein besonders angenehmer Ort, um es in freundlicheren Worten auszudrücken, weswegen sie überhaupt erst den Vorschlag angebracht hatte, sich selbst um Sasukes überwachten Aufenthalt zu kümmern. Ino seufzte tief und lehnte sich auf dem Bett so weit zurück, dass ihr Oberkörper nun an der Wand ruhte. »Ich weiß, dass du es nicht mit deinem Gewissen vereinbaren kannst, ihn im Verlies verrotten zu lassen... und auch nicht mit deinen Gefühlen, aber Sakura, er hat dich angegriffen«, gab sie zu bedenken und vermied dabei noch immer den direkten Augenkontakt. Das Thema „Sasuke“ war zwischen den beiden stets ein schwieriges und erst seit Ino ihre Gefühle für den Uchiha endgültig begraben hatte, war die Kluft zwischen ihnen so gut wie gänzlich verschwunden. Umso schwerer schien es Ino nun zu fallen, nicht mit noch mehr Nachdruck auf sie einzureden. »Ich weiß, Ino und ich bin darüber am wenigsten begeistert, glaub mir«, schnaubte sie und verschränkte die Arme vor der Brust, nachdem sie das Kissen auf die Couch gepfeffert hatte. Dass jeder zu glauben schien, dass sie das blindäugig einfach so hinnahm und es sie nicht interessierte, dass Sasuke sie schlecht behandelte, ging ihr allmählich gegen den Strich. Sie war nicht mehr zwölf und ihr war mittlerweile durchaus bewusst, dass das Ganze nicht zu tolerieren war, nur deshalb saß sie doch nun auch hier! Sie brauchte einen Rat, keine Predigt! »Gut«, sprach Ino schließlich gedehnt und wich ihrem Blick nicht länger aus, »Was ist dann jetzt dein Plan? Und wie kann ich dir helfen?« »Naja«, fing Sakura zögerlich an und überlegte fieberhaft, »wenn es sonst wirklich keiner machen will, habe ich wohl keine große Wahl.« Der Gedanke musste sich erst einmal setzen. Eigentlich hatte sie gehofft, dass es eine einfachere Lösung für ihr Problem mit schwarzen Haaren gab, aber ihn in die Verliese zu übergeben stand außer Frage. Das würde sie schlichtweg nicht über sich bringen. »Aber...« Sakura hielt inne und Schweigen breitete sich wieder zwischen ihnen aus. Ino schien auf eine Fortsetzung zu warten und schaute sie mit erwartungsvollem Blick an. »Ich weiß es nicht...«, schloss sie seufzend und rieb sich das Gesicht mit den Händen. »Hmm... was hältst du davon, wenn wir Grüppchen machen und dich abwechselnd besuchen, damit du nicht so viel alleine mit ihm herum hängen musst?«, schlug Ino vor. »Soll ich ehrlich sein?« »Oh, oh, mir schwant nichts Gutes«, scherzte Ino und verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln, bei dem sich ihre perlweißen Zähne zeigten. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um die makellose Schönheit ihrer besten Freundin zu bemerken und trotzdem kam Sakura nicht umhin, kurz zu staunen. »Die meiste Zeit sehe ich ihn gar nicht. Ich weiß nicht einmal, was er den ganzen lieben langen Tag so treibt. Die Langeweile ist schlimm, unsere Interaktionen schlimmer. Immer wenn wir uns sehen, passiert irgendetwas Unangenehmes.« Vollkommen unterbewusst fasste Sakura sich an die verheilte Haut ihrer Wange und dachte an das fürchterlich peinliche Gespräch mit Sasuke. »So unangenehm, dass du das Handtuch schmeißen wolltest?«, hakte die Blondine nach und runzelte die Stirn, »Was ist denn bitteschön passiert? Warte, will ich das überhaupt wissen?« Jetzt grinste sie verschmitzt, allerdings schien sie sich selbst dabei zu erwischen, dass der Kommentar unangebracht war, denn so schnell das süffisante Grinsen aufgetaucht war, so schnell war es auch wieder weggefegt. »Entschuldigung, das war unangebracht«, bestätigte Ino die Vermutung und wirkte ehrlich betroffen, »Sasuke nutzt sein verfluchtes Sharingan bei dir und ich mache blöde Witzchen...« Sakura hob beschwichtigend die Hände und lächelte milde. »Hey, Ino, ich bin nicht aus Zucker, alles gut. Aber um zum Thema zurück zu kommen: ich kann es dir tatsächlich nicht sagen. Es war irgendwie einfach... ja, unangenehm. Als wären wir Fremde... Und irgendwann kommt er mir damit um die Ecke, dass ich doch jemand anderen damit beauftragen soll, auf ihn aufzupassen! Das war eigentlich der Anfang allen Übels. Ich bin direkt danach zu Naruto und habe mich so richtig bei ihm ausgekotzt – erzähl das bitte keinem – und als ich zurück kam, hat Sasuke sich dafür entschuldigt.« Sakura ließ bewusst aus, dass sie direkt nach diesem Gespräch eine seltsam intime Nähe zueinander gehabt hatten, ehe der Uchiha wieder völlig emotionslos und abweisend geworden war. »Er hat mich gebeten, zu bleiben, weißt du und eigentlich hatte ich das auch vor, aber irgendetwas in mir hat mich angeschrien, dass das ein riesiger Fehler wäre, verstehst du?« Sakura rutschte unruhig auf der Couch hin und her, denn Ino betrachtete sie noch immer mit diesem intensiven, stechenden Blick und der gerunzelten Stirn, was ihrer besten Freundin eine für sie untypische Ernsthaftigkeit verlieh. »Er wollte dich erst los werden und dann hat er sich bei dir entschuldigt, habe ich das richtig verstanden? Sasuke Uchiha hat sich bei dir entschuldigt?«, rekapitulierte Ino und blinzelte plötzlich heftig, als müsste sie einen Realitätscheck machen. »Reden wir wirklich noch von der gleichen Person?« »Ich weiß, genau das meine ich doch! Sasuke ist schon die ganze Zeit so schräg! Erst redet er tagelang überhaupt nicht mit mir, dann ist er auf einmal so seltsam und das Ganze wechselt sich ungefähr alle paar Stunden ab. Ich bekomme langsam aber sicher ein Schleudertrauma und das tut mir nicht gut, wirklich nicht«, erklärte sie und fuhr sich mit der Hand durch das bereits völlig zerzauste Haar. »Ja, aber dann ist doch alles klar! Wir machen es so, wie ich es vorhin gesagt habe und besuchen dich einfach abwechselnd! Das entschärft vielleicht diese seltsame Atmosphäre zwischen euch beiden!« Ino klatschte in die Hände und ein geheimnisvolles Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Ein Lächeln, welches Sakura noch nie gemocht hatte, denn es bedeutete, dass sich eine Idee in ihr manifestierte; eine Idee, die allermeistens im perfekten Chaos endete. In dieser Hinsicht unterschied sie sich kaum von ihrem männlichen besten Freund, Naruto. Trotzdem seufzte Sakura ergeben, immerhin hatte sie auch keine bessere Idee. Und wer weiß, vielleicht half es ja wirklich. Zumindest würde sie sich nicht mehr den ganzen Tag nur langweilen und obendrauf würde sie viele ihrer Freunde wieder öfter sehen, als in den vergangenen Monaten nach dem Krieg. Eigentlich eine wunderbare Aussicht! »Ich danke dir, Ino, wirklich! Könntest du dich um die Organisation der Gruppen kümmern? Kakashi hat mir ein bisschen freie Zeit von Sasuke gewährt und ich wollte in der Zeit unbedingt noch zu Naruto!« »Klar« Ino winkte lässig ab und zwinkerte ihr keck zu, was sie erneut daran erinnerte, dass hinter diesem einfachen Vorschlag noch einiges mehr lauern konnte. »Ich werde eine Art Klassentreffen anberaumen und da wir uns dann wahrscheinlich erst bei Sasuke wieder sehen, werde ich dir einfach da dann sagen, wer wie und wann auftaucht!« Jetzt strahlte sie über beide Ohren und Sakura konnte sich gut vorstellen, wieso. Bestimmt hatte auch Ino in der letzten Zeit im Krankenhaus alle Hände voll zu tun gehabt. Auch wenn die Arbeit sehr erfüllend sein konnte, blieb viel auf dem Weg liegen, vor allem wenn man überdies noch im Blumenladen der Mutter aushalf. »Du sag mal, Ino, hattest du eigentlich vor im Krankenhaus weiter zu arbeiten oder willst du irgendwann den Laden deiner Mum übernehmen?« Ino schien von der Frage überrascht zu sein, denn es dauerte einige Augenblicke, bis sie eine Antwort fand. »Ich weiß es nicht...«, gestand sie schlussendlich achselzuckend, »Ich liebe beides, ehrlich, aber ich stresse mich da nicht. Klar, meiner Mum wäre es natürlich am Liebsten, wenn ich irgendwann hier weiter mache, aber sie wäre mir auch nicht böse, wenn ich mich dagegen entscheiden würde. Aber wieso fragst du das ausgerechnet jetzt?« Nun war sie es, die mit den Achseln zuckte. »Der Gedanke kam mir nur so... und wir hatten schon so lange kein... naja, normales Gespräch mehr.« Ino nickte verstehend und lächelte dann. »Die letzten Jahre waren auch nicht gerade einfach, aber ich bin mir sicher, dass es jetzt einfacher werden wird – für uns alle.« »Das wäre wirklich schön.« Naruto Der Tag wollte einfach nicht aufhören. Vollkommen fertig rieb er sich die Augen und versuchte den immensen Lärmpegel im BBQ-Restaurant auszublenden, zu welchem Ino ihn heute spontan beordert hatte. Sakura hatte ihn erst vor Stunden aufgesucht und war zwar sichtlich bemüht gewesen, ihm nicht die Leviten zu lesen (Hey! Er war ja auch unschuldig!), aber trotzdem hatte er schon angenehmere Gespräche mit seiner besten Freundin gehabt. Und nun saß er hier, zusammen mit Ino, Tenten und Hinata und laut Ersterer sollten es auch noch mehr werden. »Versteh' mich nicht falsch Ino, ich kann immer etwas essen, aber was genau machen wir hier?«, fragte er die andere Blondine, die nur mit einem wissenden Lächeln und einer ausweichenden Antwort reagierte. Hinata saß ihm gegenüber und versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. »Es geht um Sakura-san«, erklärte sie ihm mit ihrer gewohnt höflich ruhigen Stimme und erntete dafür einen freundschaftlichen Knuff von Ino. »Hey!«, entfuhr es der schüchternen Hyuuga quietschend, woraufhin Ino lachen musste. »Eigentlich wollte ich das erst erklären, wenn alle da sind, damit ich es nicht zwanzig mal machen muss, aber ja, es geht um Sakura. Naja und um Sasuke«, fügte sie hinzu und zog eine schiefe Grimasse, als wäre das alleinige Erwähnen des Namens eine im höchsten Maße unangenehme Aufgabe. »Wir können unsere Freundin schlecht hängen lassen«, fügte Tenten mit Nachdruck hinzu und schaute sie der Reihe nach ernst an. Natürlich war sie, im Gegensatz zu ihm selbst, bestens im Bilde. Es ging ja schließlich auch nur um seine beiden besten Freunde. »Frauenfreundschaften«, dachte er bei sich, musste aber lächeln. »Wann kommt denn der Rest, wer auch immer „der Rest“ ist?«, wollte er wissen, immerhin knurrte sein Magen schon ganz schön und etwas zu Trinken wäre auch nicht das Schlechteste. »Keine Ahnung!« »Bestimmt bald!« »Sie müssten jeden Augenblick auftauchen!« Die drei jungen Frauen lachten vergnügt, als sie allesamt gleichzeitig sprachen, doch es war Ino, die noch einmal das Wort erhob. »Wir hatten sieben Uhr ausgemacht, mit allen und jetzt ist es fünf vor. Also passt doch alles perfekt!« »Wir könnten ja trotzdem schon einmal Getränke für uns bestellen«, schlug Tenten vor, sodass er ihr grinsend beide Daumen nach oben zeigte. Das war doch schon einmal ein Anfang! Als Antwort lupfte die Brünette den nicht vorhandenen Hut und grinste breit. Damit war die Sache beschlossen und die vier bestellten sich selbst etwas zu trinken und einige Flaschen Wasser, von denen sich jeder bedienen konnte. Der „Rest“ entpuppte sich kurz darauf als quasi den gesamten Jahrgang Narutos. Sai, Chouji, Kiba und Shino tauchten auf und zur Überraschung sämtlicher Anwesender kam Shikamaru mit der Schwester des Kazekage, Temari, im Schlepptau. »Die Kage wollen zum Frühlingsfest in ein paar Wochen kommen und wohl etwas Wichtiges besprechen und da dachte ich mir, dass ich schon einmal vor reise«, erklärte die junge Frau mit dem wilden Haar, welches sie mittlerweile nur noch mit einem gewaltigen Zopf bändigte. Sie hatte die fragenden Blicke offensichtlich sofort bemerkt, aber da sie ein gern gesehener Gast bei allen war, erhob selbstverständlich keiner Einspruch. Das Schlusslicht bildete Lee, welcher sich damit entschuldigte, zu einer Routineuntersuchung im Krankenhaus gemusst zu haben. Damit war die Truppe vollständig und sofort entbrannten vereinzelt Gespräche, denn in den letzten Wochen und Monaten hatte man sich nur selten gesehen. Für eine Weile ließ Ino jedem freien Lauf, doch als jeder fertig war, seine Sachen für den Grill zu bestellen, räusperte sie sich einvernehmlich, bis sie die Aufmerksamkeit von jedem hatte. Narutos Magen knurrte entsetzlich, was glücklicherweise niemand hörte und er rieb sich den brummelnden Bauch, um sich besser auf Ino und ihr Anliegen konzentrieren zu können. »Also... erst einmal: Schön dass ihr alle hier seid!«, begrüßte sie die Runde und erntete gemurmelte Zustimmung, »Bevor wir uns alle wie die Geier auf das Essen stürzen und ins Koma futtern, wollte ich mit euch über Sakuras Situation reden. Wie ihr wisst passt sie aktuell auf Sasuke auf, allerdings gibt es dabei einige Probleme.« »Wer hätte damit nur rechnen können?«, warf Kiba sarkastisch ein, den Kopf gelangweilt auf seiner Hand abgestützt. Ino warf ihm einen giftigen Blick zu, sodass er prompt beide Hände entschuldigend hoch hob. Naruto konnte sehen, dass er mit den Augen rollte und wollte noch etwas einwenden, doch Ino sprach bereits weiter. »Ich möchte gar nicht lange um den heißen Brei herum reden: Ich weiß, das viele von euch Sasuke gegenüber... nunja, etwas zurückhaltender eingestellt sind-« Diesmal vernahm er ein schlecht unterdrücktes Schnauben aus Kibas Richtung, was seinen Puls zum Rasen brachte, doch Ino ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen. »-was glaube ich auch jeder ganz gut nachvollziehen kann, aber hier geht es um unsere gute Freundin.« Damit setzte sich Ino und zu Narutos großem Erstaunen war es die schüchterne Hinata, die sich nun erhob. »W-wir haben uns be-beraten und sind uns einig, dass wahrscheinlich niemand S-Sakura-sans Aufgabe übernehmen m-möchte«, fing sie offenkundig nervös und mit zittriger Stimme an, doch sie hielt inne, schluckte energisch und richtete sich etwas auf, ehe sie weiter sprach. »Aber wir können sie auf andere Art unterstützen und zwar indem wir sie nicht mehr länger mit Sasuke alleine lassen«, schloss sie deutlich entschlossener und es entging Naruto nicht, dass sie für seinen besten Freund keine höfliche Anrede verwendet hatte; etwas, was gerade für Hinata untypisch war. Die schlechte Stimmung in Bezug auf Sasuke behagte ihm ganz und gar nicht, doch er konnte seine Freunde und Kameraden schon verstehen, sodass er die Lippen zu einem schmalen Strich verzog und sich ein Kommentar erneut verkniff. Immerhin waren sie alle gekommen, um zu helfen, irgendwie. »Wir sollen Sakura also beim Babysitten helfen?«, wiederholte Kiba bissig, doch diesmal stand Naruto auf. »Wenn's dir nicht passt, kannst du ja verschwinden«, knurrte er so übellaunig, dass Hinata nicht nur zurück auf ihren Sitz plumpste, sondern beinahe gänzlich unter dem Tisch zu verschwinden schien. »Ich kann verstehen, dass ihr alle nicht so begeistert seid, echt jetzt!«, fügte er etwas milder, aber dennoch bestimmt hinzu und blickte durch die Runde, »Aber ausnahmsweise geht es hier nicht um Sasuke, sondern um Sakura! Er macht sie mit seinen Launen mürbe und da ich die meiste Zeit mit büffeln beschäftigt bin, habe ich nicht genug Zeit, um selbst die ganze Zeit anwesend zu sein!« Der Kellner, der in diesem Moment mit einigen Tabletts herangetreten war, blickte vorsichtig zwischen den einzelnen Teilnehmern des Gesprächs hin und her und wirkte eindeutig deplatziert. Naruto schnaufte tief und sank mit missmutiger Miene zurück in das durchgesessene Polster der Bank. Kleinlaut warteten alle, bis das ganze Essen heran geschafft worden war, ehe sie weiter diskutierten. Das Zischen von frischem Fleisch über glühenden Kohlen, gepaart mit dem teils hitzigen Austausch untereinander, hörte sich wie das angriffslustige Gebaren einer Schlange an. Für eine Weile wurde das Für und Wieder von Inos Idee debattiert, wobei die Meisten sogar dafür waren, sie umzusetzen. Nur Kiba wollte sich partout dazu nicht überreden lassen und auch Shino schien wenig begeistert von der Idee, die letzten Jahre mit Sasuke aufzuarbeiten. Am ehesten als begeistert zu beschreiben waren die Mädels, die Feuer und Flamme dafür waren, regelmäßig Zeit mit Sakura zu verbringen. Am liebsten würden sie immer alle zusammen Sakura und Sasuke besuchen, doch dann war die Diskrepanz in der Gruppengröß zu groß. Selbst als sie alle schon lange mit dem Essen fertig waren unterhielten sie sich noch und tranken dabei den ein oder anderen Sake, doch die unterliegende Thematik geriet immer und immer mehr in den Hintergrund. Am Ende einigten sie sich auf drei Pärchen, die sich abwechseln würden, bestehend aus Sai und Naruto, Shikamaru und Temari und Hinata, Ino und Tenten. Temari hatte sofort einen Wirbelsturm losgetreten, wieso man das Ganze nicht einfach auf zwei Gruppen beschränkte und jeweils die Männer und Frauen zusammen gingen. Dieser eher wütend dargebrachte Vorschlag wurde jedoch recht zügig abgekanzelt, da die Gruppen dann jeden zweiten Tag würden gehen müssen und die meisten dafür keine Zeit hatten. Am Ende blieben Chouji, Kiba und Shino außen vor, doch niemand nahm es ihnen allzu übel. Als sie sich schließlich voneinander verabschiedeten war es bereits dunkel und Naruto stellte einmal mehr fest, dass er der Tag viel zu lange gewesen und er hundemüde war. Immerhin war das Ergebnis des Abends ein halbwegs produktives, deswegen vergrub er zufrieden die Hände in den Hosentaschen und trat den Nachhauseweg an. Sakura Sakura saß auf der Veranda zum Garten und verspeiste ein paar Trauben. Sasuke hatte sie seit ihrer Rückkehr nicht mehr gesehen, was sie allerdings nicht weiter verwunderte. Kakashi hatte sie empfangen und ihr ein paar aufmunternde Worte zugesprochen, ehe er wieder verschwunden war. Von Ino hatte sie den ganzen Nachmittag und Abend über nichts gehört, doch sie war zuversichtlich, dass ihre beste Freundin sie nicht im Stich lassen würde. Der Mond stand mittlerweile hoch am nachtschwarzen Firmament und wurde von unzähligen Sternen gesäumt, die wie kleine funkelnde Perlen auf einem dunklen Tuch wirkten. Es war so herrlich ruhig, dass Sakura ausnahmsweise länger wach blieb, um die sonderbare Schönheit der Nacht zu genießen. »Hey.« Sakura schreckte auf, denn sie hatte Sasukes Schritte auf dem Holzboden schlicht nicht gehört. »Hey«, murmelte sie und rutschte ein wenig zur Seite, um ihm Platz zu machen. »Du bist noch hier«, stellte er nüchtern fest, nachdem er sich umständlich neben sie gesetzt hatte. Viele banalen Dinge, an die sie selbst gar nicht aktiv dachte, mussten für ihn so viel schwieriger sein seit er einen seiner Arme verloren hatte. »Ich bin noch hier«, bestätigte sie und schob ihm stumm die Schale Trauben entgegen, um ihm welche anzubieten. Sasuke schüttelte kaum merklichen den Kopf. »Wie lange noch?« Sakura schaute ihm in die Augen, doch sie konnte darin nichts erkennen. Keine Regung, kein Gefühl, nichts, was ihr einen Hinweis darauf geben könnte, was in ihm vorging – wie immer. »Dauerhaft.« »Okay.« Nichts. Keine Nachfrage, wie es nun doch so kam, keine emotionale Reaktion, kein Danke, kein Vorwurf. Er begegnete ihr mit absoluter Gleichgültigkeit und es riss Teile von ihrem Herzen erneut in Fetzen. »Sakura?« Da sie ihren Blick von ihm abgewandt hatte und hielt, wiederholte er sich. Und noch einmal. Und noch ein weiteres Mal. Bis sie endlich aufsah und es trotz der größten Mühe nicht schaffte, die Trauer aus ihren Augen und ihrer Miene zu bannen. Erstaunt musste sie feststellen, dass seine Gesichtszüge nahezu sanft waren. »Bleib bei mir.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)